Donnerstag, 5. Januar 2012

Logbuch Familienurlaub Kolumbien

Tag 1: Bogota, 27. Dezember, 2011

Nachdem Sigi seinen vergessenen Pass in Zùrich am 2. Weihnachtsfeiertag geholt hat und die dienstbeflissene Verwaltungsangestellte am Poppenhäuser Rathaus die Ersatzpässe für die abgelaufenen von Sigi und Vera am 27.12. um 8 Uhr ausgestellt hat, geht die Reise von Vati, Mutti, Sigi und Martina nach Bogota los!

Sie landen am Dienstag in Bogota nach 12 Stunden Flug um 19:30 und sehen auch sofort den wartenden Berni, der die Kolumbianer um Haupteslänge überragt.

Tag 2: Bogota, 28. Dezember, 2011

Fruehstueck am Kamin mit koestlichem Obstsalat un d frischem Guavensaft.
Unser Reisefuehrer Stefan holt uns vom Hotel ab. Wir fahren per funiculare auf den Montserrat, ein Berg mit Kreuzweg und beeindruckender Kirche. Ein toller Blick ueber die riesige Stadt. Besonders aber faellt die reiche, wunderbare Pflanzenwelt auf: Alle Pflanzen, die wir muehsam in Kuebeln im Sommer hegen und pflegen sind hier einfach in anderer Dimension und Qualitaet zu sehen!

Stefan fuehrt uns durch die Altstadt zum Goldmuseum, das modern und ansprechend aufgemacht ist. Beeindruckend, was es fuer Goldschaetze und meisterhafte Verarbeitung gab!

Salzkathedrale: Am Nachmittag fahren wir nach Zipaquira, 50 KM noerdlich von Bogota und laufen hinunter in ein Salzbergwerk. Auf dem Weg nach unten gehen wir an den Stationen des Kreuzweges in wunderbar illuminierte Nischen des Bergwerkes vorbei und kommen schliesslich zu einem riesigen Raum unten im Bergwerk, der als Kathedrale gestaltet ist mit uebergrossem, beleuchteten Kreuz vorne. Es ist das am tiefsten gelegene Kreuz der Welt! Die weisse Salzumgebung gibt dem ganzen eine besondere Atmosphaere.

Tag 3: Armenia, 29. Dezember, 2011

Da Kolumbien ja nicht nur für seine illegalen, sondern auch für seine legalen Exportgüter bekannt ist, ist ein Besuch in das Kafffeeanbaugebiet unbedingt zu empfehlen! Dass aber leider nicht alles ganz reibungslos geht haben wir ja schon erfahren...
Angekommen am Flughafen mussten wir leider feststellen, dass Bernis gesamte Flüge gecancelt worden sind, da er seinen ersten Flug von Barranquilla nach Bogota nicht wahrgenommen hatte und mit dem Busgekommen ist (danke Resiebüro: alles unter einer Buchungsnummer zu buchen war echt clever!). Nach kurzen Verhandlungen mit der extrem kompetenten Angeststellen von Avianca (die nationale Fluglinienkompetenz in Kolumbien) konnte Berni Business in einem Flug später nachfliegen.

Danach ging alles mehr oder weniger Reibungslos. Das Hotel (Hacienda Combia) wurde seinem Namen wirklich gerecht! Combia heisst sowas wie Aussichtspunkt in der alten indianischen Sprache und man konnte wirklich weit sehen und am Horizont aus den aufgespannten Hängematten die hohen Berge der Andenkordillieren bewundern - was für ein toller Ort!!

Die Entspannung dauerte nur kurz, da ich dann wieder mit meiner Lieblingsfluglinie telefonieren musste, um Bernis Flüge nach Cartagena zwei Tage später klarzumachen (seine ursprüglichen waren ja verfallen). 1,5 Stunden und 2 fähige Mitarbeiter später (so jur 5 numbers of reserwaition are: n like northpol, e like espana, ...; and jur credit card number is: 5 like the number - ?!?) - Berni war inzwischen auch da - waren die Flüge gebucht und ich konnte mir endlich ein Aguila in der Hängematte genehmigen - so lässt es sich dann doch aushalten!

Tag 4: Kaffeeplantage, Schmetterlingspark, Wachspalmen und Salento, 30. Dezember, 2011

Nach einem gemuetlichen Fruehstueck mit vielen leckeren Arepas, wurden wir mit einem Bus und unserem sehr redseligen kolumbianischen Guide Luis zu einer Kaffee Hacienda und Plantage gebracht. Dort wurden uns die Kaffeeproduktion und die dazugehoerigen Traditionen erklaert. Nach einer kurzen Verkoestigung mit sehr leckerem Kaffee ging es weiter in einen botanischen Garten und Schmetterlingspark. Die Schoenheit und Artenvielfalt waren sehr beeindruckend. Mittags assen wir Haehnchen auf Schubkarre, um dann die riesigen Wachspalmen an den Berghaengen hinter Salento zu bestaunen. Luis wollte unser Erlebnis ganz besonders gestalten, daher durften wir 5 Uebungen absolvieren, um die Pachamama (Mutter Erde) zu spueren: barfuss wandern, bewusst sehen, bewusst alle anderen Sinne nutzen, die Erde umarmen und ins Tal schreien. Ich glaube nicht alle wussten was sie davon halten sollten... Auch der mitgelaufene Strassenhund wunderte sich sicher.
Die letzte Station an diesem Tag fuehrte uns ins nahegelegene Salento, einem kleinen Dorf. Dort wurde Salsamusik live auf der Strasse gespielt und Martina durfte mehr oder weniger freiwillig eine kleine Salsastunde bei Luis nehmen. Erschoeft assen wir auf der Hacienda und spielte einige Runden Uno. Besonders angenehm war die Ruhe, da die anderen Gaeste die Fernbedienung des Fernsehers auf der gemeinsame Veranda nicht finden konnten (Vati hatte sie weit oben auf den Reciever gelegt).

Tag 5: Cartagena, 31. Dezember, 2011

Es gab mal wieder Stress mit den Fluegen, weil der Flug morgens von Armenia nach Bogota Verspaetung hatte und wir befuerchteten, dass wir den Anschluss nach Cartagena, unserem Silvester-Ziel, zu verpassen. Mit ein paar kleinen Zwiederattacken von Sigi und Vati haben wir den Flieger mitsamt Gepaeck aber doch noch bekommen.
Angekommen in Cartagena war natuerlich die Hitze erstmal der staerkste Eindruck. Nachdem wir in unserem sehr schoenen und gut-gelegenen Hotel (Alfizzzz) eingecheckt haben, mussten wir auch schon los zu unserem Sylvester-Dinner im Restaurant Plaza de Armas. Dort gab es viel Fisch und Fleisch. Die Musik im Aussenbereich war ziemlich laut.
Um 11 haben wir uns dann aufgemacht auf die Stadtmauer an der Promenade, um am Café del Mar ins Jahr 2012 zu starten. Mit 12 Trauben und einer Flasche Aguardiente war das ein unglaubliches Erlebnis!

Martina, Sigi und ich haben nachts noch die Riesenparty auf allen Strassen Cartagenas genossen. Mit viel Salsa und Jupp, dem Koelner Cartagena-Einwanderer war das ein Riesenspass. :)

Tag 6: La Boquilla, 01. Januar, 2012

Am Nachmittag fahren wir mit dem Taxi an den gut besuchten Playa El Paraiso und laufen 6 km am Meer entlang bis La Boquilla. Unser "Guide" Pepe, der sich zufällig zu uns gesellt hat, vermittelt uns eine Kahnfahrt in der Mangroven-Lagune von La Caimanera. Tolle Natur und teure Krabben bei seinem Schwager. Wir trinken noch ein Bier bei seinem "Ex-Schwiegersohn" und fahren mit dem öffentlichen Bus durch eine extrem arme und zugemüllte Gegend zurück nach Cartagena.

Tag 7: Cartagena, 02. Januar, 2012

Wie wir ja schon die Tage vorher festellen konnten ist Cartagena eine absolute Perle und jetzt schon eine meine Lieblingsstädte überhaupt! Die engen Gassen der Altstadt, das fröhliche Treiben der vielen Menschen im süamerikanischen Flair (und Temperaturen), die Mischung aus allen Hautfarben und Nationen (Weissbrote waren aber doch in der Minderheit) und all das eingeschlossen von den bewundernswerten Befestigungsanlagen ist einfach der Wahnsinn!

Da wir aber nicht nur blind durch die Stadt laufen, sondern alles aus den Augen eines Einheimischen wahrnehmen wollten, begaben wir uns mit Sebastián auf den Weg durch die Gassen. Nach einer kurzen Fahrt durch das ehemalige Hafenviertel (wahnsinnig grosse und schöne, leider zum Teil sehr verfallene Villen zeugen von dem Reichtum der Kaufleute zur Kolonialzeit) ging es zum ersten Höhepunkt: dem Kloster la Popa. Dieser strategisch wichtige Aussichtspunkt auf dem Hausberg von Cartagena wurde von jeher genutzt, um feindliche Schiffe früh zu erspähen und die Bewohner und die Truppen in der Stadt zu alarmieren. Jeder Angreiffer früher musste erst diesen Punkt einnehmen, um den Anfgriff auf die Stadt vom Landweg aus vorzunehmen.
Für mögliche Feinde Cartagenas (es gab viele: Corsaren, Piraten, die Engländer und nach der Unabhängigkeit sogar die Spanier) fingen hier aber die Hindernisse für eine Eroberung erst an. Neben der Unterwassermauer (!), die die schnellste Hafenzufahrt bis heute verschliesst und Schiffe zwingt den weiten Umweg um eine schwer befestigte Insel zu nehmen, sind die Mauern mit Kanonen gesäumt und ein grosses Kastell verschliesst den Eingang zur Stadt auf dem Landweg. Dieses Kastell war der zweite Höhepunkt der Tour. Neben den hohen Mauern und mehreren Verteidigungsringen sorgten dunkle Irrgänge, sehr hohe Stufen, viele Schiessscharten und steile Gänge für die schnelle Dezimierung der Angreifer. Besonders die Engländer unter Admiral Vernon bekam das zu spüren und mussten trotz einer Überzahl von 6:1 unverrichteter Dinge wieder heim zur Queen. All das haben wir auch schon morgens im sehr interessanten Marinemuseum erklärt bekommen.
Den Rest des Tages hörten wir Legenden zu den verschiedenen Strassennamen und liessen uns durch die Altstadt treiben. Besonders die Plätze mit den vielen Studenten und Touristen sind sehr stimmungsvoll.

Man kann es nur wieder sagen: Cartagena; eine echte Perle - ich werde wieder kommen...

Tag 8: Barranquilla, 03. Januar, 2012

Wir fahren ca. 2 Stunden von Cartagena nach Barranquilla, wo Berni uns seine neue Heimat zeigt. Zunaechst fahren wir hinauf in das Drehrestaurant eines grossen Hotels, um den Ueberblick zu bekommen. Die freundliche Bedienung, ein junges Maedchen, erklaert uns gerne, was wo liegt, besonders dem Berni :-).
Danach sehen wir das Krankenhaus, in dem er teilweise in der Ambulanz taetig war, sein sehr luxurioeser Wohnkomplex und schliesslich die Univ. dela Norte, wo er studiert hat. Alles vom feinsten, und wieder ueberall wunderbare Vegetation!!
Zum Mittagessen kehren wir ins Cueva ein, wo auch Garcia Marques und seine Freunde oft gegessen haben. Richtig feine karibische Kueche mit Meeresfruechten, Kokosreis und Obst.
Wir treffen Bernis Mitstreiter Dominik aus Mainz und kehren in eine interessante Eisdiele ein, wo es Eis mit geraspeltem Kaese gibt - mal was anderes!
Berni bleibt in Barranquilla, um einen Abschiedsgeburtstag zu feiern, und wir machen uns auf den Heimweg.

Tag 9: Islas del Rosario, 04. Januar, 2012

Der vorletzte Tag wurde endlich dazu genutzt das karibische Meer zu geniessen. Mit einem Schnellboot ging es bei wunderschoenem Wetter vom Hafen von Cartagena in Richtung Islas del Rosario. Endlich konnte man die Stadt vom Wasser sehen und sich ein Bild von den Festungsanlagen machen, die die Stadt Jahrhunderte lang geschuetzt hatten. Die Islas del Rosario sehen genau aus wie man sich die Karibik vorstellt, kleine Inseln wie Paradiese mit kristallklarem Wasser, Korallen, bunten Fischen und Bambushuetten mit Haengematten. Schnell entschieden wir uns fuer eine Schnorcheltour, die sehr schoene Eindruecke ermoeglichte. Nach einigen Stunden im Meer und auf der Insel bestiegen wir wieder das Boot und nahmen einen anderen Weg zurueck. Leider fuehrte dieser durch seichteres Wasser und der Kapitaen zeigte wenig Erfahrung mit den Gewaessern. Wir liefen auf und einige Passagiere mussten schieben, um das Boot wieder freizubekommen. Keine ungefaherliche Aktion, da die Stroemung sehr stark war. Zum Glueck blieb es bei einem glimpflichen Abenteuer. Zurueck in Cartagena assen wir in einem afrokolumbianischen Restaurant mit Live Musik und Tanz.

Tag 10: Terra Bomba, 05. Januar, 2012

Leider ist heute schon der letzte Tag unserer gemeinsamen Reise mit der ganzen Familie. Damit meine Eltern vor ihrem Alltag in Deutschland nochmal ein wenig relaxen konnten, fuhren wir zu einem nahegelegenen Strand. Auch dort gab es Einheimische, die ziemlich penetrant ihre waren feilboten, und um jeden Service (Transport, Getraenke, Stuehle) musste stark gefeilscht werden. Der Muell war auch wieder ziemlich praesent: Zwar nicht ganz so offensichtlich wie an den Strassen der Ausfallstrassen von Cartagena, aber doch vorhanden. Man merkt eben doch, dass man in einem 3.-Welt-Land mit viel Armut Urlaub macht. Aber das gehoert eben dazu.

Abends waren wir nochmal in unserem Lieblingsrestaurant "Bruschetta" auf der genialen Terasse im Innenhof essen. Es gab Fisch und Meeresfruechte.

Morgen gehts dann fuer Sigi, Martina und mich weiter nach St. Martha und fuer die Eltern nach Deutschland.

Abschliessen laesst sich sagen:

1. Wir haben einen tollen Familienurlaub gehabt und uns echt super verstanden.
2. Es gab sehr viel zu lernen ueber die Situation Kolumbiens und der Menschen hier. Vielleicht ja sogar mit take-home-Message
3. Meine Eltern fanden das Konzept des exotischen Urlaubs ueber Sylvester sehr gut. Was kommt naechstes Jahr? :>















1 Kommentar:

Jonas hat gesagt…

Tag 3! :D