Montag, 26. September 2011

Tag und Nacht, Kartoffelpueree.

Wann hat man sich in einer neuen Stadt eingelebt?

Wenn die Nächte zum Tag werden. Wenn man ab und zu auch die Witze der Professoren versteht. Wenn man Sonntage damit verbringt Musik zu hören. Wenn man sich uneingeladen auf fremden Wohnzimmer-Flur-Partys wieder findet und man sich trotzdem willkommen fühlt. Also ja, ich habe mich eingelebt. Lustig, dass es mir dabei fast genauso geht wie Berni: ich kenne mich in meiner Hood aus, mein Französisch wird immer besser und Spaß macht es mir auch. Aber leider habe ich immer noch große Schwierigkeiten Homer Simpson auf Québécois zu verstehen.

In den letzten Tagen war ich oft mit meinem Mitbewohner Émile unterwegs und wir haben viele lustige Sachen erlebt. Er kommt aus einem kleineren Ort in der Nähe von Québec City und spricht deswegen auch einen breiteren Akzent, als die meisten Leute aus Montréal. Cool ist auch, dass er Politik studiert und wir zusammen auf SciencesPo-only-Partys gehen können :)

Mit meiner Schwester Kati und ihrem Freund Helge habe ich noch einmal viel Neues in der Stadt gesehen. Besonders gut gefallen hat mir die Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven im neuen Konzertsaal des Orchestre symphonique de Montréal. Wir sind viel gelaufen, haben viel Kaffee getrunken (danke, Tim Hortons) und haben viel gelacht. Es war toll ihnen die Stadt zu zeigen und ich werde mich noch lange an unseren Urlaub erinnern!

Allmählich werden auch meine Kurse in der Uni interessanter. Besonders der Kurs über die Sicherheitspolitik im Nahen Osten. Allerdings lag der Schwerpunkt meines Auslandssemesters bisher überall nur nicht auf der Uni. Die ersten kleineren Abgaben stehen allerdings schon vor der Tür und die ersten Klausuren schreibe ich in einem Monat. Darüber werde ich sicher später noch mehr schreiben.
Aber nicht alles war die letzten Tage gut, schön und lustig. Leider muss man sich auch - oder gerade - im fernen Kanada mit dem Bafög-Amt auseinandersetzen. Es sind jetzt schon mehr als sechs Monate vergangen seitdem ich meinen Antrag gestellt habe und die Kreativität der Sachbearbeiter in Sachen Bescheinigungen und Bedingungen kennt keine Grenzen.





Lässige Alltagsfotos!

Der coolste T-Shirt-Laden der Welt.
Bedrohliches Tier 1.
Bedrohliches Tier 2.
Beethovens Neunte im neuen Konzertsaal.
Place des Arts, ohne Arcade Fire.
Place des Arts, mit Arcade Fire.
Émile und ich stiefeln zur Party.















Mehr Bilder könnt Ihr euch auf Flickr angucken. Ein kleines Youtube-Video habe ich auch hochgeladen.

Viele Grüße nach Deutschland, Kolumbien und an die in aller Welt verstreuten Maastrichter!

Donnerstag, 22. September 2011

Knie ist OK, Kartoffelpueree

Entschuldigung an alle, die jeden Tag sehnsuechtig vor ihrem Computer gesessen haben und auf eine Nachricht von mir mit der Antwort auf die Knie-Frage gewartet haben. Aber ich wollte es ein bisschen spannend machen!
Wie sich letzte Woche auf dem MRT herausstellte ist die Verletzung zum Glueck doch nicht ganz so schlimm. Das vordere Kreuzband ist zwar gerissen, aber der Innenminiskus und das Innenband sind nicht bedeutsam geschaedigt. Das heisst ich werde mit einer OP wohl bis zum Fruehjahr warten.
Eigentlich ist mein Leben in zwischen fast gar nicht mehr eingeschraenkt. Ich mache alles so wie vorher, bis auf Fussball spielen und meinen Tanzkurs :( Das Schicksal moechte wohl einfach nicht, dass ich mein ueberaus grosses Salsa-Tanz-Talent weiter auslebe. Que pena!

Zur Zeit habe ich echt viel zu tun mit der Uni. Der Unterricht hier ist sehr schulisch und man wird eigentlich andauernd auf Trapp gehalten mit Vortraegen, kleinen Klausuren, Hausaufgaben usw. Ich versuche mich natuerlich immer anzustrengen, aber das faellt mir ziemlich schwer aus vielen verschiedenen, mehr oder weniger triftigen Gruenden.
Meine Rotation in der Pulmonologie ist inzwischen vorbei und seit 2 Wochen habe ich Dermatologie. Das ist spannender und weniger eklig als ich mir es vorher vorgestellt habe, denn ich finde, dass man viel Patientenkontakt hat und man das Gefuehl kriegt den Menschen wirklich weiterzuhelfen. Wir sind in einer Praxis im Krankenhaus mit einer Dermatologin und empfangen Patienten, die einen Termin haben.

Aonsonsten bin ich hier inzwischen sehr gut eingelebt. Ich kenne die Busrouten, die Laeden bei denen ich einkaufen kann und dabei kann ich mich sogar verstaendigen! Mein Spanisch hat sich wirklich sehr verbessert und es ist so, dass wenn man erstmal ein gewisses Niveau erreicht hat, es leichter faellt mehr zu lernen, da man Gespraeche fuehren kann und zum Beispiel Woerter umschreiben kann. Dazu kommt, dass ich einfach unglaublich viel Spass daran habe Sprachen zu lernen. Das ist einfach total irre, wie man auf einmal versteht, was Leute um einen herum sprechen, oder was Homer Simpson im Fernsehen sagt oder was auf der Milchpackung steht, wo vorher noch Hieroglyphen standen!!

Ansonsten zieht es mich aber so langsam weg von hier. Mir gefaellt die Gesellschaft hier nicht so sehr, denn sie entspricht nicht wirklich meinem Lebensstil. Ich moechte unbedingt andere Teile von Kolumbien und andere Laender kennenlernen. Ich kann es kaum erwarten endlich in einen Bus einzusteigen, der mich irgendwo hin faehrt, wo ich vorher noch nie gewesen bin!

Das erste Foto ist von einem Abendessen mit den Freunden hier in unserer Wohnung. Unser Appartment ist oft gesellschaftlicher Mittelpunkt, wegen unseres grossen und gemuetlichen Wohnzimmers.

Die anderen beiden sind an unserem Lieblingsstrand hier, an den wir gerne mal abends nach der Uni fahren, um den Sonnenuntergang zu bewundern!






















Liebe Gruesse nach Deutschland,
Berni :)

Samstag, 10. September 2011

No esta mucho fun...

Die letzten 2 Wochen waren ein ziemliches Chaos hier. Es ist ziemlich viel schief gelaufen...

An der Universidad del Norte gibt es ein Fussballtunier fuer Studenten aller Fachrichtungen, die Lust haben ein bisschen zu kicken. Am Freitag vor einer Woche hatte ich ein Spiel fuer unsere Austauschstudentent-Auswahl "Real Bañil". Dabei hab ich mir beim Abstoppen aus dem Sprint mein Knie verletzt und musste mit dem Krankenwagen abgeholt werden!
Im Krankenhaus hiess dann die Diagnose nach Roentgen erstmal nur Knie verdreht und ansonsten alles OK. Am Montag bin ich dann allerdings zum Orthopaeden hier gegangen und seine Diagnose war vorderer Kreuzbandriss, Innenbandschaden und eventuell Innenmeniskuslaesion (fuer alle Mediziner, die die Konerding-Vorlesung noch in Erinnerung haben: "unhappy Triad") Richtig LAME!
Die wichtige Frage ist jetzt, ob ich zeitnah eine Operation brauche, um eventuell noch Gewebe im Knie zu erhalten. Nach Ruecksprache mit den Experten in meiner Familie und dem Arzt hier habe ich mir heute ein MRT-Bild machen lassen, um sagen zu koennen ob es einen Schaden am Meniskus gibt oder nicht. Am Montag kriege ich das Ergebnis und dann sehe ich weiter...
Ansonsten bin ich eigentlich nicht so eingeschraenkt, wie ihr euch es vielleicht vorstellt. Ich kann ganz gut laufen und die Schmerzen sind nicht dauerhaft, sondern treten nur bei bestimmten Bewegungen auf.

Das ist aber nocht nicht mal alles -.- Am Montag vor einer Woche, an dem ich die Diagnose fuer mein Knie bekommen habe, wurde bei uns zu Hause eingebrochen! Der oder die Einbrecher sind wohl am Nachmittag ueber das Dach geklettert und haben unsere Balkontuer aufgebrochen. Geklaut wurde mein Laptop, meine Kamera und der Laptop von meinem Mitbewohner. Mehr zum Glueck nicht!
Am abend hatten wir dann noch einen riesigen Auflauf von verschiedenen wichtigen Personen in unserer Wohnung: Die Polizei, die Vermieter, verschiedene Freunde und unsere Nachbarn. Wenn es nicht so aergerlich gewesen waere, eigentlich auch ganz spannend :>
Zum Glueck haben wir direkt vor unserer Haustuer ein Internetcafé, weswegen ich mir keinen neuen Laptop kaufen werde. Eine neue Kamera werde ich mir aber wohl in naechster Zeit anschaffen.

Ausserdem sind Zurzeit auch meine ersten Klausuren (parcials). Am Freitag habe ich eine Klausur ziemlich in den Sand gesetzt, die aber auch nicht so wichtig gewesen ist. Am Montag kommt dann noch eine, die etwas mehr zaehlt. Aber wegen der Umstaende komme ich natuerlich nicht so viel zum Lernen.

Ziemliches Pech, aber ich trage es eigentlich mit Fassung :)

Liebe Gruesse nach Deutschland,
Berni

C'est fun!

In Montréal hat nun auch die Uni angefangen. Alleine meine Uni, die Université de Montréal, hat 60.000 Studenten und ist damit die größte französischsprachige Uni der Welt. Der riesige Campus erstreckt sich über drei Métrostationen und liegt am Fuße des Mont Royal. Im Vergleich zu Maastricht ist alles riesig: die Anzahl der Hörsäle, die Anzahl der Bücher in der fakultätseigenen Bib und die Wahrscheinlichkeit sich zu verlaufen. Entsprechend chaotisch ist allerdings auch die Organisation am Anfang des Trimesters. Oft wird man von einer Stelle zur anderen geschickt, nur um sich eine Unterschrift abzuholen. Die bürokratischen Hürden sind jetzt aber fast alle genommen. Ich entschied mich für eine Mischung aus VWL- und Politikkursen, von denen ich allerdings noch einen oder zwei abwählen werde: Théorie Macroéconomique, Économies Nord-Américains, Sécurite au Moyen-Orient, Économie et mondialisation, Politique internationale und Économie politique internationale.

Meine fünf aus Maastricht mitgereisten Kommilitonen sehe ich oft. Mit meinen Mitbewohnern, die alle französischsprachig sind komme ich auch sehr gut klar. In den Kursen, die ich bis jetzt hatte sitzen auch sehr viele Franzosen, der allergrößte Teil der Austauschstudenten kommt nämlich aus Frankreich. Auch aus der lokalen Couchsurfing-Gruppe lernte ich bei einem gemeinsamen Frühstück interessante Leute kennen. Unter anderem Jermyn, einem vor sieben Jahren aus den Phillipinen ausgewanderten Norweger, derbei einem globalen Logistikunternehmen arbeitet und geschäftlich in Montréal war. Er stellte sich stets mit den Worten "Hi, I'm Jermyn" vor, woraufhin er immer die selbe Antwort erhielt: "And what's your name?" :)

Montréal ist faszinierend und reich an Abenteuern. Neulich besuchte ich zusammen mit ein paar Freunden das Piknic Electronik. Das ist gleichzeitig ein großes Picknick und ein kleines Elektro-Festival. Man isst, trinkt und tanzt unter der Sonne, auf einer Wiese, mit tollem Blick auf die Skyline. So viele gute Sachen auf einmal!

Ein anderes nettes Event ist das Tam-tam. Jeden Sonntag kommen Hippies, Studenten und andere ebenso interessante Sorten von Menschen am Fuße des Mont Royal zusammen um zu Trommeln was das Zeug hält. Auch die Rollstuhlfahrer haben dort ihren Spaß.

Ich hoffe ich konnte rüberbringen, wie sehr das Leben mir hier Spaß macht! ;) Jetzt sind meine Schwester Kati und ihr Freund Helge hier angekommen. Mehr dazu im nächsten Post...

Piknic Electronik.
Unterwegs im Plateau.
Tam-tam.
Kati und Helge im Complexe Desjardins.
Freude am Regen.
Lac Supérieur am Parc National du Mont-Tremblant.