Samstag, 12. November 2011

Meine letzten Wochen in der Uni

Nach der tollen Woche Urlaub mit Gibran, ist die Uni in den letztem 2 Wochen wieder weitergelaufen. Ich habe zurzeit Kardiologierotation im Krankenhaus Ninio Jesus, das gar nicht so weit weg von unsere Wohnung ist. Unsere Professorin ist sehr kompetent und macht eine verstaendliche Visite und guten Unterricht. Ich kann inzwischen eigentlich alles verstehen und nehme wirklich etwas fuer mein Studium mit. Das hat aber auch gedauert!
Jetzt bin ich auch viel mehr in der Uni und bei meinen Kommilitonen angekommen. Ich bin nicht mehr neu und verstehe die ganze Organisation viel besser. Jetzt sind es aber auch nur noch 3 Wochen. Naja so ist das oefter: Wenn man einmal richtig drinnen ist, dann ist es auch bald schon wieder vorbei.
Ich habe naechste Woche eine wichtige Praesentation, um meinen Antibiotikakurs zu bestehen und am 25. und 30. November sind meine Finals fuer Innere Medizin. Dafuer muss ich mich dann auf jeden Fall hinsetzen und lernen!



Am letzten Wochenende ist zufaellig ein Mainzer hier auf unsere Couch gecrasht und wir haben ein bisschen sightseeing gemacht. Christoph ist ein Freund von einem Komilitonen hier in der Uni, der nach Barranquilla gekommen ist um Leute zu besuchen, aber keine Unterkunft hatte. Zusammen haben wir eine coole Tour auf Motorraedern zum "Bocas de Cenisa" gemacht, der kleinen Landzunge zwischen dem karibischen Meer und dem Rio Magdalena, bevor er muendet. Das war wirklich eine tolle Tour und hat mir eine Seite von Barranquilla gezeigt, die ich so noch gar nicht kannte! Ausserdem waren wir noch im Museo del Caribe, das die Geschichte der karibischen Kueste von Kolumbien erzaehlt. Das Mueseum hat meine Erwartungen bei weitem uebertroffen. Besser als so manches deutsches Museum.

Am Montag war Feiertag und mein Mitbewohner Vincent, seine Freundin Paulina, Christoph, Dominik und ich haben uns zu einem nahegelegenen Vulkan aufgemacht auf dem man schlammbaden kann. Das Gefuehl im Schlamm zu sein war wirklich ein wenig seltsam, aber wir hatten sehr viel Spass zusammen. Danach konnte man sich im See direkt daneben sauber waschen! Leider sind die Schlammbilder von uns nicht auf meiner Kamera. Dafuer allerdings ein paar Kolumbianer, die sich den Spass gemacht haben verschlammt eine Runde auf dem Motorrad zu drehen. Bilder lade ich noch hoch!
Wir hatten den Weg nach Hause nicht so richtig geplant und haben es per Anhalter an der Strasse versucht. Das war nicht so von Erfolg gekroent und so sind Christoph und ich in das naechste Dorf mit einem Motorradfahrer gefahren und haben uns von einem alten Kolumbianer in seinem alten Renault bis zur naechsten Strasse, wo der Bus fuhr, fahren lassen. Dort haette uns fast eine Polizeistreife bis nach Barranquilla genommen, aber dann ist der Bus doch noch gekommen. Wieder so ein typisches Backpackererlebnis. Das macht schon viel Spass!

Gestern bin ich mit Dominik zusammen ins Stadion zum Laenderspiel gegen Venezuela gefahren. Zurzeit sind Weltmeisterschaftsqualifikationsspiele fuer Brasilien 2014. Ins Stadion passen 65.000 und das beinahe ausverkaufte Stadion war in das gelb der kolumbianischen Trikots getaucht. Tolle Stimmung!
Am Dienstag gehts hier gegen Argentinien und wir kommen in den Genuss Messi live zu sehen :)

Wie es der Zufall so will ist meine Cousine Inge naechste Woche hier an der Karibikkueste in Kolumbien unterwegs (wir hatten uns damals schon zufaelligerweise getroffen, als wir beide in Shanghai waren. Otti war allerdings damals noch mit dabei). Sie wird mit ihrer Freundin Annabel hier unter der Woche eintrudeln und wir werden ein bisschen die Gegend unsicher machen. Ich freu mich schon!

Ich bin gerade dabei zu packen, um mich uebers Wochenende auf nach Venezuela zu machen. Ich habe naemlich mein Studnetenvisum nur bis Ende November und da liegen auch meine Klausuren. Es sit schwer sich ein Touristenvisum hier in Barranquilla zu beantragen, am einfachsten ist es das Land zu verlassen und wieder einzureisen. Deshalb fahre ich jetzt nach Venezuela mit dem Ziel Coro. Ein Kolonialstaedtchen mit Nationalparks in der Naehe. Am Montag ist in Kolumbien Feiertag!

Liebe Gruesse nach Deutschland,
Berni



Achtung Ameisenbaer!!!

Donnerstag, 3. November 2011

Paradies, Strapazen & das große Ganze

Von Minca aus machten wir uns auf den Weg zum Parque Nacional Tayrona. Dort angekommen fing es stark an zu regnen und man sagte uns, dass das erst der Anfang sei und wir mit länger anhaltendem Regen rechnen sollten. Trotzdem entschieden wir uns erst einmal mit einem Kleinbus weiter hinein zu fahren und uns dann den zweistündigen Fußmarsch zu starten. Wir hatten Glück, denn der Regen lies nach. Allerdings war nun ein Großteil des Weges verschlammt. Wir kämpften uns also unter widrigen Bedingungen durch den Dschungel, über Felsen und durch das Wasser. Ab und zu lichtete sich der Wald und man hatte einen atemberaubenden Blick auf das Meer und entlang der Küste. Teilweise führte der Weg auch am Strand selbst vorbei, mit dem Dschungel und einem tollen Bergpanorama im Hintergrund. Wir waren noch mitten im Dschungel als es langsam dunkel wurde und wir nicht mehr sehen konnten welche exotischen Tiere (wie z.B. die "Schwein-Hase-Maus", die wir im Hellen entdeckten) und Pflanzen sich um uns herum befanden. Fragen wie "meinst du es gibt hier Schlangen?" und Antworten wie "wenn ich eine Schlange wäre, fänd' ich es hier nicht so schlecht" trugen zwar nicht gerade zur Beruhigung bei, aber wir meisterten auch diese haarige Situation und kamen schließlich - bis auf ein paar Kaktusstacheln in meinen Fingern - heil und vermatscht am Strand-Hostel an.

Wir schliefen in einer Hängematte auf einem Felsen, der sich inmitten einer wunderschönen Bucht befand. Am Horizont gewitterte es lautlos, nur die Wellen waren zu hören. Wir wurden vom Sonnenaufgang über dieser paradiesischen Umgebung des Meeres, des Sandstrands, der Felsen, der Palmen und des mit Regenwald bedeckten Gebirges geweckt und konnten unsere strapazierten Seelen bei einem Bad im Meer mal so richtig baumeln lassen. Von hier aus machten wir uns schließlich wieder auf den Weg nach Barranquilla. Drei wichtige Dinge kann ich nun aus Kolumbien mit nach Kanada bringen:

Erinnerung.
Wir erinnerten uns viel an unsere gemeinsame Zeit in der Schule. Schon witzig wie man die Schulzeit mit ein paar Jahren Abstand sieht. 

Erlebnis.
Die eine Woche in Kolumbien war ein großes Erlebnis für mich. Nicht nur, weil ich Berni in seiner Hood besucht habe, sondern vor allem wegen der atemberaubenden Natur im Kontrast zum Chaos und der Armut in der Stadt. Wie ich es erlebt habe wohnt Berni in einem etwas vom Rest der Gesellschaft isolierten Viertel, in dem es große Wohnhäuser, Zäune, Security-Guards und eine Shopping-Mall gibt. Andere Teile Barranquillas (die ich nur vom Bus aus gesehen habe) und die anderen Städte, in denen wir zusammen waren, zeigten mir die andere Seite Kolumbiens. Die Armut ist praktisch allgegenwärtig, es ist dreckig, die Infrastruktur funktioniert zwar, ist aber für europäische Verhältnisse sehr chaotisch. Die Einkommen in Kolumbien sind sehr ungleich verteilt - so ungleich wie nur in sehr wenigen anderen Ländern. Und trotz des Unbehagens, die diese Situation mit sich bringt, kann man sich in diesem Land sehr wohl fühlen. Der Regenwald, das Meer, und die ehrlich gemeinte Freundlichkeit der Menschen waren sehr bemerkenswert.

Aussicht.
Weil wir die ganze Zeit zu zweit unterwegs waren, hatten wir viel Zeit uns auszutauschen. Unsere Unterhaltungen waren besonderes wertvoll für mich, weil Berni und ich uns einerseits sehr gut kennen (und wir auch viele Dinge ähnlich sehen), uns aber andererseits nicht oft sehen. So konnte ich Abstand von meinem Alltag nehmen und alles mal wieder mit anderen Augen betrachten.


Zum Abschluss noch ein paar Bilder aus der letzten Woche:


























 Mehr Bilder könnt ihr hier sehen.