Freitag, 9. März 2012

Pata al suelo!

Das wird wohl der letzte Post auf diesem Blog mit inzwischen schon 56 Posts und 3,5 Jahren Geschichte!

In der letzten Woche hier in Kolumbien habe ich nochmal zwei sehr extreme Erfahrungen gemacht. Einerseits habe ich auf 5000m Hoehe in der Sierra Nevada de Cocuy Schnee erlebt, und andererseits war ich im unendlich weiten Flachland im Osten Kolumbiens (Llanos orientales) und habe dort die total unterschiedliche Tier- und Pflanzenwelt bewundert.
Nach der unglaublichen Woche Karneval in Barranquilla mit Dominik und allen alten Bekannten bin ich also mal wieder in den Bua nach Santa Marta eingestiegen und habe eine Nacht in der Brisa Loca verbracht (vom Gebaeude her einfach das schoenste Hostel Kolumbiens). Von dort bin ich in den Bus nach Bucaramanga gestiegen und habe die Stadt als sehr sauber und gruen empfunden. Von dort ging es dann am naechsten morgen mit dem Bus nach Malaga, danach nach Capitanejo, bis ich abend spaet in El Cocuy, sozusagen das Basiscamp-Dorf fuer die Sierra Nevada del Cocuy, angekommen bin (2750m). Dort habe ich den netten Englaender Tim getroffen, mit dem ich zusammen eine Tour hoch ins Gebirge geplant habe. Am naechsten Tag sind wir also ausgestattet mit Essen und Bergsteiger-Equipment frueh am morgen mit dem Milchlaster von El Cocuy bis zum Rande der Sierra gefahren. Von dort waren es dann noch 2 Stunden zu Fuss in einer unglaublichen, magischen Welt, gesaeumt von der Pflanze, die man auf dem Foto sieht (leider hab ich den komischen Namen vergessen :>) bis zur letzten Huette vor dem Aufstieg. (4050m)
Tim war etwas besser ambitionierter und besser ausgeruestet als ich, und hatte deswegen einen etwas laengeren Trek mit Steigeisen, Zelt und Uebernachtung an der Laguna las Plazas geplant. Ich wollte nur auf den Pulpito de Diablo auf 5000m hoch. Zusammen mit einem kolumbianischen Paerchen und einem Bergfuehrer ging es frueh um 7 am naechsten Tag los, am das gute Wetter am Vormittag auszunutzen. Der Aufstieg ist eigentlich nicht sehr schwer, nur die extreme Hoehe macht das Atmen sehr schwer und das Herz kommt nicht mit dem pumpen hinterher. Das ganze kann dann in Hoehekrankheit resultieren (Kopfschmerzen, Schwindel, Uebelkeit). Um ungefaher 11:30 kamen wir an der Schneegrenze an und es ergab sich ein unglaublicher Blick von oben ueber die ganze Sierra. WOW!

Kolumbianer freuen sich natuerlich wie die Kinder, wenn sie zum ersten mal in ihrem Leben Schnee sehen. Manche nehmen sich extra Dulce de Leche mit nach oben, verteilen die Creme ueber einer Schneekugel und essen das ganze wie ein Eis. Super!
Es war sehr Weise sehr frueh hoch zu gehen, denn am Nachmittag fing es zn zu schneien bzw zu regenen und das Klima wurde sehr unangenehm.



Am naechsten Tag ging es dann auch schon wieder runter vom Berg und nach einer Nacht in El Cocuy von dort ueber Duitama und Sogamoso nach Yopal in die Llanos Orientales. Nach sehr gutem Tip von einem netten Kolumbianer habe ich naechsten Morgen den Bus nach Orocue genommen, was puro Llano ist, wie er meinte. Orocue ist wirklich eine kleine Perle und Geheimtipp in Kolumbien. Die Busfahrt ueber bekommt man eigentlich nur flachstes Land zu sehen mit vielen Kuehen und Voegelen dazwischen. Im Winter ist das ganze Land hier ueberschwemmt, da es fast jeden Tag regenet. Der Maerz ist das Ende der Trockenzeit. Nach 5 Stunden Fahrt kommt man dann auf einmal in einem geschaeftigen, sauberen und gruenen Dorf mit einer tollen Atmosphaere an. Der Rio Meta, an dem Orocue liegt, ist sehr weit und fuehrt eine Unmenge von Wasser. Unvorstellbar, wie er in der Regenzeit anschwillen muss!

Am Nachmittag bin ich dann mit einem netten, jungen Mototaxifahrer in den Parque Wisirare ungaefaehr 40 Minuten entfernt von Orocue gefahren. Die Fahrt war schon ein Erlebnis an sich und der Park wirklich ein toller Geheimtipp. Da es zur Zeit wenig Wasser gibt, sind alle Tiere an den wenigen Wasserloechern, die im Moment noch ueberige sind. Man bekommt daher alles auf dem Praesentierteller zu sehen: unter anderem Kaimane, Voegel in allen vorstellbaren Farben, Fische und Leguane. Wieder einmal: Mundo Magico, wie die Indios hier sagen.


Eine Sache die unbedingt noch erwaehnt werden muss, sind die Buecher, die ich in den letzten 2 Monaten gelesen habe. Alles ganz tolle Literatur:
J.D. Salinger - The Catcher in the Rye (da habe ich mich sehr indentifiziert)
Penelope Lively - Moon Tiger (beruehrend, es gibt etwas ueber Geschichte zu lernen)
John Irving - The Hotel New Hampshire (unglaublich witzig, kreativ und inspirierend)

Jetzt bin also zurueck in Bogota im Hostal Destino Nomadad, in dem ich schon Teil der Familie bin. Ein anderer Traveler meinte mal zu mir: "Was, du arbeitest hier gar nicht?!" Ich habe ganz tolle Bekanntschaften hier gemacht: Samantha, Leidy und Ingrid, un besito!

Und dann fehlt natuerlich noch ein kleines Resumee dieser ganzen Erfahrung hier in Suedmaerika:
Ich hoere immer wieder die Frage: "Und? Wann kommst du zurueck nach Kolumbien?"
Und ich kann wirklich nicht ausschliessen eines Tages zurueckzukommen. Das war nach meiner Zeit in Indien ein ganz anderes Gefuehl.
Es klingt wohl etwas kitschig, aber ich muss sagen: Ein Teil meines Herzens bleibt wohl zurueck, hier in Kolumbien. Es war eine erfuellte und frohe Zeit, die ich niemals in meinem Lebens vergessen werde. Die Dinge, die ich wohl am meisten vermissen werde und die mir als Lebensart so gut gefallen, sind: die Musik!!, das Tanzen!!!, die ausgelassene Freude und Offenheit und Zugewandtheit der Menschen. In Deutschland exisitert das nicht und ich finde das wirklich unglaublich Schade!

Colombia tierra querida; ich werde dich sehr vermissen!

Sonntag, 12. Februar 2012

Suedliche Hemisphaere

Geschafft!
Ich bin in Quito, Ecuador, gelandet und hab zum ersten mal in meinem Leben den Aequator ueberquert.

Und ich hoere grade Crosby Sills & Nash - Souhern Cross:
When you see the Southern Cross
For the first time
You understand now
Why you came this way
'Cause the truth you might be runnin' from
Is so small.
But it's as big as the promise
The promise of a comin' day.
So I'm sailing for tomorrow

Der Text ist wohl ein bisschen uebertrieben, aber das Fuenkchen Wahrheit ist ja immer dran.

Mein Weg hat mich also von Bogota ueber San Agustin, Popayan, Ipiales und Otavalo (Ecuador) nach Quito gebracht.
Unterwegs haben mich zwei nette schweizer Maedchen aus Zuerich aufgegabelt mit denen ich jetzt schon seit San Agustin unterwegs bin. Larissa und Nora sind auf dem Weg von Costa Rica bis zum Machu Picchu und fliegen naechste Woche auf die Galapagos Inseln.









Meine Reise bis hierher hatte also insgesamt drei Stationen:

1. San Agustin

Eine hochentwickelte indianische Kultur hat hier von 300 v.C. - 1000 n.C. sein Erbe hinterlassen, dass hauptsaechlich aus fein bearbeiteten Vulkansteinskulpturen und Graebern besteht. Die Figuren sind wirklich unglaublich anzusehen und inzwischen Unesco Weltkulturerbe! Hier meine beiden Favourites:

Eine Pferdetour gabs auch noch. Ich muss sagen es hat echt Spass gemacht zu reiten! Das lag vielleicht an meinem sehr artigen, aber sportlichen Pferd, Niño.


















Ausserdem hatten wir ein paar sehr nette Abende mit 2 Muenchner Polizisten (Dogenfandung!) beim UNO-Spielen und mit dem leckeren Essen vom schweizer Hostelbesitzer!

2. Popayan & Ipiales

Popayan ist eine weitere Kolonialstadt, die auch la blanca, wegen ihren weissen Haeusern genannt wird.

An der Grenze zu Ecuador gibt es noch diese Wallfahrtskirche in Ipiales zu bestaunen, die auf unglaublicheweise in diese Schlucht hineingebaut wurde.

















3. Otavalo

Die Stadt ist bekannt fuer seinen riesigen Markt. Er ist in drei Teile aufgeteilt: Kunsthandwerk, Nahrungsmittel und Tiere.

Der Kunsthandwerkmarkt bietet viele schoene Holz- und Stoffwaren und laedt dazu ein sich fuer die kalten Anden auszuruesten (Lamadecke und Wollpullover). Ich habe mir endlich meine gewuenschte Haenematte gekauft :)

Der Nahrungsmittelmarkt ist so wie jeder Markt in Kolumbien auch: Unendlich viele Sorten von saftigen exotischen Fruechten, stinkendes Fleisch mit Fliegen und Gemuese frisch vom Feld.

Der Tiermarkt ist sehr verrueckt mit allen Arten von Tieren: Schweine, Huehner, Truthaehne, Lamas, Kuehe, Bullen, Katzen, Hunde und die ecuadorianische Spezialitaet: Meerschweinchen. Sie werden dort Feilgeboten und leben in ziemlich unwuerdigen Umstaenden. (2 Lamas = 300$; 1 Meerschweinchen = 2,50$)






Das Wasser, was in diesem Fluss herunterfliesst wird bald mit mir zusammen den unglaublichen Karneval in Barranquilla feiern, denn es ist der kleine Quellfluss des Rio Magdalena, der sich seinen Weg durch ganz Kolumbien bahnt und dort in das karibische Meer muendet. Ich habe mich naemlich entschlossen fuer den Karneval zurueck nach Barranquilla zu kommen, um meine Freunde (u.a. Vincent & Dominik) wieder zu sehen und mit ihnen Abschied zu feiern. Das wird bestimmt eine Riesenfete! :D




Na dann: Hasta luego en Barranquilla!!!!

Dienstag, 24. Januar 2012

Kolumbien Teil 3

Fuer mich hat mit der Abreise meiner Geschwister vor 2 Tagen der 3. Teil meiner Kolumbienreise begonnen. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen mit vielen Abenteuern und verschiedenen Menschen (allen voran Jupp aus Koeln und die Reise-Oma). Ich glaube wir sind uns naeher gekommen und ich bin mir sicher, dass wir immer aufeinander zaehlen koennen! :)

Eigentlich hatte ich vor Martina und Sigi den Blog schreiben zu lassen. Das hat allerdings mit meinen Power-Urlaub-Geschwistern nicht geklappt. Hier allerdings ein Ausschnitt aus Sigis Tagebuch:
"Nach den schoenen Tagen mit unseren Eltern zogen wir drei nun alleine los, um weitere Teile Kolumbiens unsicher zu machen. Zunaechst stande St. Marta und der angerenzende Nationalpark Parque Tayrona auf dem Programm.

Mit dem Bus von Cartagena aus ging es direkt ins Herz von St. Marta. Wie wir schon gehort hatten ist die Stadt selber nicht der Bringer. Lang nicht so schoen restauriert wir Cartagena und ohne den Charme von Bogotas Altstadt. Doch hat sie 2 entscheidende Vorteile:
- Man kommt von dort aus in den wunderbaren Nationalpark Parque Tayrona
- Es gibt das Partyhostal "La Brisa Loca" vor Ort

Da wir kein Zimmer in dem Partyhostal hatten (zu voll) und wir erst am naechsten Tag in den Natinalpark wollten, mussten wir uns zunaechst mit dem begnuegen, was wir hatten: Bier auf dem Balkon - auch nicht schlecht!

Nach einer doch etwas kurzen Nacht ging es dann in den Tayrona Park. Zu Fuss kommt man nach 2 Stunden an (!) wunderschoenen (!) Strand el Cabo de San Juan. Nach einigen Verwirrungen haben wir dann sogar Haengematten auf einer Klippe zwischen zwei Straenden bekommen - was dazu noch bei nahezu tagehellem Vollmond an zwei Naechten ueberwaeltigend war. Was wir leider nicht bedacht hatten war Schlafsaecke mitzubringen, von daher waren die Naechte doch recht kalt...
Der Rueckweg fuehrte uns ueber das "Pueblito" (= Doerfchen), was ehemals von Ureinwohner bewohnt war, jetzt aber nur noch aus Grudrissen besteht. Beeindruckend war der dichte Dschungel mit der entsprechenden Tiervielfalt mit vielen Voegeln, Schmetterlingen, Spinnen, Ameisen, ...

Nach einer weiteren Nacht in St. Marta (diesmal aber Partyhostel!) ging die Reise dann frueh morgens weiter nach Mompox... "



Von Mompox (die schoenste Kolonialstadt Kolombiens) ging es ueber San Gil (in der naehe die traumhaften Kolonialdoerfer Barichara und Guane) weiter nach Villa de Leyva (der wahrgewordenen Kolonialtraum). Frei nach dem Motto: Seen one Kolonialstadt seen them all.
Natuerlich ist schon etwas an diesen Reisefuehrerbeschreibungen dran. Wenn in Barichara die untergehende Abendsonne auf die Sandsteinfarbene Kirche "Catedral de la Inmaculada Concepción" scheint, dann kann man die Spanier und Sklaven auf dem Vorplatz foermlich sehen.

Zwischendurch hatten wir noch eine schlaflose Partynacht in Medellin mit Andrea, Lily und Live-Rockband.

Jetzt bin ich in Bogota und morgen ist mein Geburtstag hier. Dominik ist zum Glueck in Bogota und wir werden die Nummer 23 gebuehrlich feiern!!






Donnerstag, 5. Januar 2012

Logbuch Familienurlaub Kolumbien

Tag 1: Bogota, 27. Dezember, 2011

Nachdem Sigi seinen vergessenen Pass in Zùrich am 2. Weihnachtsfeiertag geholt hat und die dienstbeflissene Verwaltungsangestellte am Poppenhäuser Rathaus die Ersatzpässe für die abgelaufenen von Sigi und Vera am 27.12. um 8 Uhr ausgestellt hat, geht die Reise von Vati, Mutti, Sigi und Martina nach Bogota los!

Sie landen am Dienstag in Bogota nach 12 Stunden Flug um 19:30 und sehen auch sofort den wartenden Berni, der die Kolumbianer um Haupteslänge überragt.

Tag 2: Bogota, 28. Dezember, 2011

Fruehstueck am Kamin mit koestlichem Obstsalat un d frischem Guavensaft.
Unser Reisefuehrer Stefan holt uns vom Hotel ab. Wir fahren per funiculare auf den Montserrat, ein Berg mit Kreuzweg und beeindruckender Kirche. Ein toller Blick ueber die riesige Stadt. Besonders aber faellt die reiche, wunderbare Pflanzenwelt auf: Alle Pflanzen, die wir muehsam in Kuebeln im Sommer hegen und pflegen sind hier einfach in anderer Dimension und Qualitaet zu sehen!

Stefan fuehrt uns durch die Altstadt zum Goldmuseum, das modern und ansprechend aufgemacht ist. Beeindruckend, was es fuer Goldschaetze und meisterhafte Verarbeitung gab!

Salzkathedrale: Am Nachmittag fahren wir nach Zipaquira, 50 KM noerdlich von Bogota und laufen hinunter in ein Salzbergwerk. Auf dem Weg nach unten gehen wir an den Stationen des Kreuzweges in wunderbar illuminierte Nischen des Bergwerkes vorbei und kommen schliesslich zu einem riesigen Raum unten im Bergwerk, der als Kathedrale gestaltet ist mit uebergrossem, beleuchteten Kreuz vorne. Es ist das am tiefsten gelegene Kreuz der Welt! Die weisse Salzumgebung gibt dem ganzen eine besondere Atmosphaere.

Tag 3: Armenia, 29. Dezember, 2011

Da Kolumbien ja nicht nur für seine illegalen, sondern auch für seine legalen Exportgüter bekannt ist, ist ein Besuch in das Kafffeeanbaugebiet unbedingt zu empfehlen! Dass aber leider nicht alles ganz reibungslos geht haben wir ja schon erfahren...
Angekommen am Flughafen mussten wir leider feststellen, dass Bernis gesamte Flüge gecancelt worden sind, da er seinen ersten Flug von Barranquilla nach Bogota nicht wahrgenommen hatte und mit dem Busgekommen ist (danke Resiebüro: alles unter einer Buchungsnummer zu buchen war echt clever!). Nach kurzen Verhandlungen mit der extrem kompetenten Angeststellen von Avianca (die nationale Fluglinienkompetenz in Kolumbien) konnte Berni Business in einem Flug später nachfliegen.

Danach ging alles mehr oder weniger Reibungslos. Das Hotel (Hacienda Combia) wurde seinem Namen wirklich gerecht! Combia heisst sowas wie Aussichtspunkt in der alten indianischen Sprache und man konnte wirklich weit sehen und am Horizont aus den aufgespannten Hängematten die hohen Berge der Andenkordillieren bewundern - was für ein toller Ort!!

Die Entspannung dauerte nur kurz, da ich dann wieder mit meiner Lieblingsfluglinie telefonieren musste, um Bernis Flüge nach Cartagena zwei Tage später klarzumachen (seine ursprüglichen waren ja verfallen). 1,5 Stunden und 2 fähige Mitarbeiter später (so jur 5 numbers of reserwaition are: n like northpol, e like espana, ...; and jur credit card number is: 5 like the number - ?!?) - Berni war inzwischen auch da - waren die Flüge gebucht und ich konnte mir endlich ein Aguila in der Hängematte genehmigen - so lässt es sich dann doch aushalten!

Tag 4: Kaffeeplantage, Schmetterlingspark, Wachspalmen und Salento, 30. Dezember, 2011

Nach einem gemuetlichen Fruehstueck mit vielen leckeren Arepas, wurden wir mit einem Bus und unserem sehr redseligen kolumbianischen Guide Luis zu einer Kaffee Hacienda und Plantage gebracht. Dort wurden uns die Kaffeeproduktion und die dazugehoerigen Traditionen erklaert. Nach einer kurzen Verkoestigung mit sehr leckerem Kaffee ging es weiter in einen botanischen Garten und Schmetterlingspark. Die Schoenheit und Artenvielfalt waren sehr beeindruckend. Mittags assen wir Haehnchen auf Schubkarre, um dann die riesigen Wachspalmen an den Berghaengen hinter Salento zu bestaunen. Luis wollte unser Erlebnis ganz besonders gestalten, daher durften wir 5 Uebungen absolvieren, um die Pachamama (Mutter Erde) zu spueren: barfuss wandern, bewusst sehen, bewusst alle anderen Sinne nutzen, die Erde umarmen und ins Tal schreien. Ich glaube nicht alle wussten was sie davon halten sollten... Auch der mitgelaufene Strassenhund wunderte sich sicher.
Die letzte Station an diesem Tag fuehrte uns ins nahegelegene Salento, einem kleinen Dorf. Dort wurde Salsamusik live auf der Strasse gespielt und Martina durfte mehr oder weniger freiwillig eine kleine Salsastunde bei Luis nehmen. Erschoeft assen wir auf der Hacienda und spielte einige Runden Uno. Besonders angenehm war die Ruhe, da die anderen Gaeste die Fernbedienung des Fernsehers auf der gemeinsame Veranda nicht finden konnten (Vati hatte sie weit oben auf den Reciever gelegt).

Tag 5: Cartagena, 31. Dezember, 2011

Es gab mal wieder Stress mit den Fluegen, weil der Flug morgens von Armenia nach Bogota Verspaetung hatte und wir befuerchteten, dass wir den Anschluss nach Cartagena, unserem Silvester-Ziel, zu verpassen. Mit ein paar kleinen Zwiederattacken von Sigi und Vati haben wir den Flieger mitsamt Gepaeck aber doch noch bekommen.
Angekommen in Cartagena war natuerlich die Hitze erstmal der staerkste Eindruck. Nachdem wir in unserem sehr schoenen und gut-gelegenen Hotel (Alfizzzz) eingecheckt haben, mussten wir auch schon los zu unserem Sylvester-Dinner im Restaurant Plaza de Armas. Dort gab es viel Fisch und Fleisch. Die Musik im Aussenbereich war ziemlich laut.
Um 11 haben wir uns dann aufgemacht auf die Stadtmauer an der Promenade, um am Café del Mar ins Jahr 2012 zu starten. Mit 12 Trauben und einer Flasche Aguardiente war das ein unglaubliches Erlebnis!

Martina, Sigi und ich haben nachts noch die Riesenparty auf allen Strassen Cartagenas genossen. Mit viel Salsa und Jupp, dem Koelner Cartagena-Einwanderer war das ein Riesenspass. :)

Tag 6: La Boquilla, 01. Januar, 2012

Am Nachmittag fahren wir mit dem Taxi an den gut besuchten Playa El Paraiso und laufen 6 km am Meer entlang bis La Boquilla. Unser "Guide" Pepe, der sich zufällig zu uns gesellt hat, vermittelt uns eine Kahnfahrt in der Mangroven-Lagune von La Caimanera. Tolle Natur und teure Krabben bei seinem Schwager. Wir trinken noch ein Bier bei seinem "Ex-Schwiegersohn" und fahren mit dem öffentlichen Bus durch eine extrem arme und zugemüllte Gegend zurück nach Cartagena.

Tag 7: Cartagena, 02. Januar, 2012

Wie wir ja schon die Tage vorher festellen konnten ist Cartagena eine absolute Perle und jetzt schon eine meine Lieblingsstädte überhaupt! Die engen Gassen der Altstadt, das fröhliche Treiben der vielen Menschen im süamerikanischen Flair (und Temperaturen), die Mischung aus allen Hautfarben und Nationen (Weissbrote waren aber doch in der Minderheit) und all das eingeschlossen von den bewundernswerten Befestigungsanlagen ist einfach der Wahnsinn!

Da wir aber nicht nur blind durch die Stadt laufen, sondern alles aus den Augen eines Einheimischen wahrnehmen wollten, begaben wir uns mit Sebastián auf den Weg durch die Gassen. Nach einer kurzen Fahrt durch das ehemalige Hafenviertel (wahnsinnig grosse und schöne, leider zum Teil sehr verfallene Villen zeugen von dem Reichtum der Kaufleute zur Kolonialzeit) ging es zum ersten Höhepunkt: dem Kloster la Popa. Dieser strategisch wichtige Aussichtspunkt auf dem Hausberg von Cartagena wurde von jeher genutzt, um feindliche Schiffe früh zu erspähen und die Bewohner und die Truppen in der Stadt zu alarmieren. Jeder Angreiffer früher musste erst diesen Punkt einnehmen, um den Anfgriff auf die Stadt vom Landweg aus vorzunehmen.
Für mögliche Feinde Cartagenas (es gab viele: Corsaren, Piraten, die Engländer und nach der Unabhängigkeit sogar die Spanier) fingen hier aber die Hindernisse für eine Eroberung erst an. Neben der Unterwassermauer (!), die die schnellste Hafenzufahrt bis heute verschliesst und Schiffe zwingt den weiten Umweg um eine schwer befestigte Insel zu nehmen, sind die Mauern mit Kanonen gesäumt und ein grosses Kastell verschliesst den Eingang zur Stadt auf dem Landweg. Dieses Kastell war der zweite Höhepunkt der Tour. Neben den hohen Mauern und mehreren Verteidigungsringen sorgten dunkle Irrgänge, sehr hohe Stufen, viele Schiessscharten und steile Gänge für die schnelle Dezimierung der Angreifer. Besonders die Engländer unter Admiral Vernon bekam das zu spüren und mussten trotz einer Überzahl von 6:1 unverrichteter Dinge wieder heim zur Queen. All das haben wir auch schon morgens im sehr interessanten Marinemuseum erklärt bekommen.
Den Rest des Tages hörten wir Legenden zu den verschiedenen Strassennamen und liessen uns durch die Altstadt treiben. Besonders die Plätze mit den vielen Studenten und Touristen sind sehr stimmungsvoll.

Man kann es nur wieder sagen: Cartagena; eine echte Perle - ich werde wieder kommen...

Tag 8: Barranquilla, 03. Januar, 2012

Wir fahren ca. 2 Stunden von Cartagena nach Barranquilla, wo Berni uns seine neue Heimat zeigt. Zunaechst fahren wir hinauf in das Drehrestaurant eines grossen Hotels, um den Ueberblick zu bekommen. Die freundliche Bedienung, ein junges Maedchen, erklaert uns gerne, was wo liegt, besonders dem Berni :-).
Danach sehen wir das Krankenhaus, in dem er teilweise in der Ambulanz taetig war, sein sehr luxurioeser Wohnkomplex und schliesslich die Univ. dela Norte, wo er studiert hat. Alles vom feinsten, und wieder ueberall wunderbare Vegetation!!
Zum Mittagessen kehren wir ins Cueva ein, wo auch Garcia Marques und seine Freunde oft gegessen haben. Richtig feine karibische Kueche mit Meeresfruechten, Kokosreis und Obst.
Wir treffen Bernis Mitstreiter Dominik aus Mainz und kehren in eine interessante Eisdiele ein, wo es Eis mit geraspeltem Kaese gibt - mal was anderes!
Berni bleibt in Barranquilla, um einen Abschiedsgeburtstag zu feiern, und wir machen uns auf den Heimweg.

Tag 9: Islas del Rosario, 04. Januar, 2012

Der vorletzte Tag wurde endlich dazu genutzt das karibische Meer zu geniessen. Mit einem Schnellboot ging es bei wunderschoenem Wetter vom Hafen von Cartagena in Richtung Islas del Rosario. Endlich konnte man die Stadt vom Wasser sehen und sich ein Bild von den Festungsanlagen machen, die die Stadt Jahrhunderte lang geschuetzt hatten. Die Islas del Rosario sehen genau aus wie man sich die Karibik vorstellt, kleine Inseln wie Paradiese mit kristallklarem Wasser, Korallen, bunten Fischen und Bambushuetten mit Haengematten. Schnell entschieden wir uns fuer eine Schnorcheltour, die sehr schoene Eindruecke ermoeglichte. Nach einigen Stunden im Meer und auf der Insel bestiegen wir wieder das Boot und nahmen einen anderen Weg zurueck. Leider fuehrte dieser durch seichteres Wasser und der Kapitaen zeigte wenig Erfahrung mit den Gewaessern. Wir liefen auf und einige Passagiere mussten schieben, um das Boot wieder freizubekommen. Keine ungefaherliche Aktion, da die Stroemung sehr stark war. Zum Glueck blieb es bei einem glimpflichen Abenteuer. Zurueck in Cartagena assen wir in einem afrokolumbianischen Restaurant mit Live Musik und Tanz.

Tag 10: Terra Bomba, 05. Januar, 2012

Leider ist heute schon der letzte Tag unserer gemeinsamen Reise mit der ganzen Familie. Damit meine Eltern vor ihrem Alltag in Deutschland nochmal ein wenig relaxen konnten, fuhren wir zu einem nahegelegenen Strand. Auch dort gab es Einheimische, die ziemlich penetrant ihre waren feilboten, und um jeden Service (Transport, Getraenke, Stuehle) musste stark gefeilscht werden. Der Muell war auch wieder ziemlich praesent: Zwar nicht ganz so offensichtlich wie an den Strassen der Ausfallstrassen von Cartagena, aber doch vorhanden. Man merkt eben doch, dass man in einem 3.-Welt-Land mit viel Armut Urlaub macht. Aber das gehoert eben dazu.

Abends waren wir nochmal in unserem Lieblingsrestaurant "Bruschetta" auf der genialen Terasse im Innenhof essen. Es gab Fisch und Meeresfruechte.

Morgen gehts dann fuer Sigi, Martina und mich weiter nach St. Martha und fuer die Eltern nach Deutschland.

Abschliessen laesst sich sagen:

1. Wir haben einen tollen Familienurlaub gehabt und uns echt super verstanden.
2. Es gab sehr viel zu lernen ueber die Situation Kolumbiens und der Menschen hier. Vielleicht ja sogar mit take-home-Message
3. Meine Eltern fanden das Konzept des exotischen Urlaubs ueber Sylvester sehr gut. Was kommt naechstes Jahr? :>















Donnerstag, 29. Dezember 2011

À bientôt, Montréal! (1)

Draußen geht ein Schneesturm und es sind minus 20 Grad. Meine Zeit in Montréal ist vorbei und ich sitze schon im Bus nach New York, von wo aus ich morgen Nachmittag nach Düsseldorf fliege.

Es war eine tolle Zeit in einer facettenreichen Stadt. Das Leben im Winter ist hier ganz anders, als im Sommer. Kein Wunder, denn vor ein paar Monaten war es ja auch mehr als 50 Grad wärmer.

In den letzten Wochen habe ich viel für den GRE gelernt. Viel Mathe, aber auch viele nützliche Englischvokabeln. Ausgiebige Parties an den Wochenenden kamen trotzdem nicht zu kurz: party hard, study hard! ;) Einen Tag vor Weihnachten war es dann endlich so weit und ich war unglaublich erleichtert als ich es hinter mir hatte. Nebenbei standen nämlich auch fünf Klausuren auf dem Plan. Und so ging der Dezember sehr schnell vorbei.

In Erinnerung bleiben wird mir auf jeden Fall unsere kleine Hausparty, mit einer unglaublich betrunkenen Französin, einem US-Präsidentenkartenspiel und zwei kaputten Türen. Das hat Spaß gemacht!

Weihnachten war dann entsprechend entspannt. Fast alle, die ich kennen gelernt hatte, meine Mitbewohner und diejenigen, die ich schon aus Maastricht kannte waren schon nicht mehr in der Stadt. Tim (aus Maastricht) und ich, die Übriggebliebenen, schauten uns an Heiligabend ein Feuerwerk im alten Hafen an und gingen anschließend in den Gottesdienst in der Basilique Notre-Dame, einer der Hauptattraktionen der Stadt. Am nächsten Abend machten wir uns dann ein gemütliches Dinner, plus Wein und Star Wars. Ein solches Weihnachtsfest wollte ich schon immer mal erleben.

Ein schöner Abschluss für ein abwechslungsreiches Auslandssemester: ein wunderschöner Urlaub, eine neue Stadt und ein toller Sommer mit Julia im Juli und August. Heimischer Besuch von Kati und Helge, viele neue Leute, und ein verlängerter Festivalsommer im September. Ein bunter Indian Summer und ein abenteuerlicher Besuch in Kolumbien im Oktober. Viel besseres französisch, tolle Konzerte und Star Wars im November. Und schließlich Hausparties, Lernerei und ein wahrlich besinnliches und schneereiches Weihnachten im Dezember.

À bientôt, Montréal! Tu vas me manquer.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Entonces que, Parcero?

Da bin ich mal wieder :)

Ich hatte in der letzen Zeit nicht viel Gelegenheit zu posten, da ich wirklich von der Aussenwelt abgeschnitten bin. Ich habe mein Ziel Salento erreicht und wohne in einem abgeschiedenen Hostel mitten in den Bergen zusammen mit einer sehr alternativen Community (angesagt ist: Yoga, Vegetarier-sein, Kiffen, Rituale mit Indigenen Schamanen) Ein weiterer Faktor, der mir sehr hilfreich dabei ist von der Welt abgeschiedenen zu sein, ist, dass ich mein Handy im Taxi in Medellin verlorenen habe. Ich aerger mich ueber mich selber und habe das Gefuehl ich werde es nie lernen meine sieben Sachen beieinander zu halten.

Fangen wir also in Medellin an: Es ist bisher mit Abstand die schoenste groessere Stadt Kolumbiens. Sie wirkt ein wenig aufgeraeumter und organisierter als alles andere was ich bisher gesehen habe. Es gibt eine U-Bahn, Taxameters und saubere Strassen. (Das ist allerdings sehr, sehr relativ zu sehen. Fuer jeden Menschen ohne Entwicklungslanderfahrungen waere es wahrscheinlich ein Drecksloch) Dieser Unterschied kommt wohl nicht zuletzt von der Bevoelkerung des departamentos Antioquia, den Paisas, die auch in Quindio, Rosalda und Caldas leben. Sie sind so ein bisschen die Deutschen Kolumbiens: Fleissig, sauber und durchstrukturiert.

Ich fange mal mit dem Spektakulaersten an, was ich in Medellin erlebt habe. Ein total unwirkliches Erlebnis! Das Tigre-Paw Hostel, in dem ich in Medellin residierte, hat eine Tour auf den Spuren von Pablo Escobar angeboten, DEM Drogenbaron Kolumbiens schlechthin. Wer seinen Wikipedia-Artikel liesst kommt sehr ins staunen. ("Das es sowas wirklich gibt?!") Wir sind also zu den verschiedenen Gebaeuden und Orten seines Wirkens in Medellin gefahren (Geheimversteck, Wohnhaus, Friedhof). Das besondere des ganzen war aber, dass inzwischen Pablo Escobars Bruder, Roberto Escobar, in seinem Haus wohnt. Wir standen also im Wohnzimmer Pablo Escobars, das gespickt ist mit Einschussloechern, und konnten uns von Roberto Fragen beantworten lassen. An der Wand hinter ihm hing das Wanted-Poster mit dem Kopfgeld, das auf die beiden Brueder ausgesetzt war: 10.000.000 US-Dollar. Und er vor uns in Lebensgroesse, allerdings fast blind und taub durch eine Autobombe. Unglaublich!

In Medellin ist unsere Gruppe auf 6 Mitglieder angewachsen: Alice, Dilara, Abelardo, Jorge und Andrea und wir sind alles zusammen zu einem Filmfestival in Santa Fe de Antioquia gefahren. Unsere Gruppe war sehr entspannt und wir hatten zwei schoene Tage dort mit interessanten Filmen und einer sehr ausgelassenen Stimmung in der Stadt.

Von dort habe ich mich dann am Sonntag endlich auf den Weg gemacht, um zu meinem Traumziel, der Zona Cafetera zu kommen. Hier habe ich in meinem Eco-Hostel eingecheckt und habe ein sehr nettes Maedchen mit Namen Ana aus Armenia kennengelernt. Die Haelfte der Tage habe ich die Umgebung Salentos kennengelernt (Cafe-Tour & Valle de Cocora) und den Rest der Tage war ich mit Ana die verschiedenen Sehenswuerdigkeiten von Armenia bestaunen (Parque de la Vida, das Mariposario und den Parque Nacional de Cafe). Was fuer eine enstpannte und gleuckliche Zeit! (oder in Paisa-Espaniol: Que Chimba!)

Ich hatte eine tolle Zeit in Salento und bin inzwischen wirklich im Reiserhythmus drinnen. Das macht soo viel Spass :)