Freitag, 9. März 2012

Pata al suelo!

Das wird wohl der letzte Post auf diesem Blog mit inzwischen schon 56 Posts und 3,5 Jahren Geschichte!

In der letzten Woche hier in Kolumbien habe ich nochmal zwei sehr extreme Erfahrungen gemacht. Einerseits habe ich auf 5000m Hoehe in der Sierra Nevada de Cocuy Schnee erlebt, und andererseits war ich im unendlich weiten Flachland im Osten Kolumbiens (Llanos orientales) und habe dort die total unterschiedliche Tier- und Pflanzenwelt bewundert.
Nach der unglaublichen Woche Karneval in Barranquilla mit Dominik und allen alten Bekannten bin ich also mal wieder in den Bua nach Santa Marta eingestiegen und habe eine Nacht in der Brisa Loca verbracht (vom Gebaeude her einfach das schoenste Hostel Kolumbiens). Von dort bin ich in den Bus nach Bucaramanga gestiegen und habe die Stadt als sehr sauber und gruen empfunden. Von dort ging es dann am naechsten morgen mit dem Bus nach Malaga, danach nach Capitanejo, bis ich abend spaet in El Cocuy, sozusagen das Basiscamp-Dorf fuer die Sierra Nevada del Cocuy, angekommen bin (2750m). Dort habe ich den netten Englaender Tim getroffen, mit dem ich zusammen eine Tour hoch ins Gebirge geplant habe. Am naechsten Tag sind wir also ausgestattet mit Essen und Bergsteiger-Equipment frueh am morgen mit dem Milchlaster von El Cocuy bis zum Rande der Sierra gefahren. Von dort waren es dann noch 2 Stunden zu Fuss in einer unglaublichen, magischen Welt, gesaeumt von der Pflanze, die man auf dem Foto sieht (leider hab ich den komischen Namen vergessen :>) bis zur letzten Huette vor dem Aufstieg. (4050m)
Tim war etwas besser ambitionierter und besser ausgeruestet als ich, und hatte deswegen einen etwas laengeren Trek mit Steigeisen, Zelt und Uebernachtung an der Laguna las Plazas geplant. Ich wollte nur auf den Pulpito de Diablo auf 5000m hoch. Zusammen mit einem kolumbianischen Paerchen und einem Bergfuehrer ging es frueh um 7 am naechsten Tag los, am das gute Wetter am Vormittag auszunutzen. Der Aufstieg ist eigentlich nicht sehr schwer, nur die extreme Hoehe macht das Atmen sehr schwer und das Herz kommt nicht mit dem pumpen hinterher. Das ganze kann dann in Hoehekrankheit resultieren (Kopfschmerzen, Schwindel, Uebelkeit). Um ungefaher 11:30 kamen wir an der Schneegrenze an und es ergab sich ein unglaublicher Blick von oben ueber die ganze Sierra. WOW!

Kolumbianer freuen sich natuerlich wie die Kinder, wenn sie zum ersten mal in ihrem Leben Schnee sehen. Manche nehmen sich extra Dulce de Leche mit nach oben, verteilen die Creme ueber einer Schneekugel und essen das ganze wie ein Eis. Super!
Es war sehr Weise sehr frueh hoch zu gehen, denn am Nachmittag fing es zn zu schneien bzw zu regenen und das Klima wurde sehr unangenehm.



Am naechsten Tag ging es dann auch schon wieder runter vom Berg und nach einer Nacht in El Cocuy von dort ueber Duitama und Sogamoso nach Yopal in die Llanos Orientales. Nach sehr gutem Tip von einem netten Kolumbianer habe ich naechsten Morgen den Bus nach Orocue genommen, was puro Llano ist, wie er meinte. Orocue ist wirklich eine kleine Perle und Geheimtipp in Kolumbien. Die Busfahrt ueber bekommt man eigentlich nur flachstes Land zu sehen mit vielen Kuehen und Voegelen dazwischen. Im Winter ist das ganze Land hier ueberschwemmt, da es fast jeden Tag regenet. Der Maerz ist das Ende der Trockenzeit. Nach 5 Stunden Fahrt kommt man dann auf einmal in einem geschaeftigen, sauberen und gruenen Dorf mit einer tollen Atmosphaere an. Der Rio Meta, an dem Orocue liegt, ist sehr weit und fuehrt eine Unmenge von Wasser. Unvorstellbar, wie er in der Regenzeit anschwillen muss!

Am Nachmittag bin ich dann mit einem netten, jungen Mototaxifahrer in den Parque Wisirare ungaefaehr 40 Minuten entfernt von Orocue gefahren. Die Fahrt war schon ein Erlebnis an sich und der Park wirklich ein toller Geheimtipp. Da es zur Zeit wenig Wasser gibt, sind alle Tiere an den wenigen Wasserloechern, die im Moment noch ueberige sind. Man bekommt daher alles auf dem Praesentierteller zu sehen: unter anderem Kaimane, Voegel in allen vorstellbaren Farben, Fische und Leguane. Wieder einmal: Mundo Magico, wie die Indios hier sagen.


Eine Sache die unbedingt noch erwaehnt werden muss, sind die Buecher, die ich in den letzten 2 Monaten gelesen habe. Alles ganz tolle Literatur:
J.D. Salinger - The Catcher in the Rye (da habe ich mich sehr indentifiziert)
Penelope Lively - Moon Tiger (beruehrend, es gibt etwas ueber Geschichte zu lernen)
John Irving - The Hotel New Hampshire (unglaublich witzig, kreativ und inspirierend)

Jetzt bin also zurueck in Bogota im Hostal Destino Nomadad, in dem ich schon Teil der Familie bin. Ein anderer Traveler meinte mal zu mir: "Was, du arbeitest hier gar nicht?!" Ich habe ganz tolle Bekanntschaften hier gemacht: Samantha, Leidy und Ingrid, un besito!

Und dann fehlt natuerlich noch ein kleines Resumee dieser ganzen Erfahrung hier in Suedmaerika:
Ich hoere immer wieder die Frage: "Und? Wann kommst du zurueck nach Kolumbien?"
Und ich kann wirklich nicht ausschliessen eines Tages zurueckzukommen. Das war nach meiner Zeit in Indien ein ganz anderes Gefuehl.
Es klingt wohl etwas kitschig, aber ich muss sagen: Ein Teil meines Herzens bleibt wohl zurueck, hier in Kolumbien. Es war eine erfuellte und frohe Zeit, die ich niemals in meinem Lebens vergessen werde. Die Dinge, die ich wohl am meisten vermissen werde und die mir als Lebensart so gut gefallen, sind: die Musik!!, das Tanzen!!!, die ausgelassene Freude und Offenheit und Zugewandtheit der Menschen. In Deutschland exisitert das nicht und ich finde das wirklich unglaublich Schade!

Colombia tierra querida; ich werde dich sehr vermissen!